Miriam Federau: Es reicht vorerst

Nach zuletzt zwei Jahren beim HSC Kreuzlingen will die Torfrau aus Schutterwald erst mal Abstand zum Handball gewinnen.

In der Wirtschaft gibt es die „Hidden Champions“. Jene Schwergewichte, die eher im Verborgenen arbeiten. Auch Miriam Federau hat ihre Erfolge in der Fremde errungen. Zwei Jahre stand die Handballerin aus Schutterwald zuletzt im Tor des HSC Kreuzlingen in der Schweiz, davor sieben Jahre lang bei der SG Kappelwindeck/Steinbach, wo sie erst zweimal um die deutsche Jugendmeisterschaft spielte und 2018 mit dem Aufstieg in die 3. Liga einen großen Erfolg feiern konnte. Jetzt hat sie ihren Posten erst mal verlassen. „Im Moment will ich nicht mehr spielen. Ich brauche Abstand vom Handball. Es reicht vorerst.“

Größter Erfolg des HSC Kreuzlingen
Dabei waren die letzten beiden Jahre zweifelsohne noch mal ein Höhepunkt ihres sportlichen Lebens. Nach ihrem Umzug nach Konstanz, wo sie Wirtschaftswissenschaften studiert, tauchte sie beim HSC Kreuzlingen ein in eine neue Welt. „Der Anfang war seltsam“, sagt Miriam Federau heute. „Ich war zum ersten Mal weg von zu Hause und habe im Ausland gespielt. Ich kannte weder Gegnerinnen noch die Halle. Alles war ungewohnt.“
Auch das Spielsystem ist in der Schweiz ein anderes, wird während der Saison in Playoffs geteilt. Und da gelang den Handballerinnen aus Kreuzlingen vor ein paar Wochen der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Erstmals hatte sich die Mannschaft unter die besten vier Teams der Schweiz gespielt. „Leider sind wir im Halbfinale knapp gescheitert“, bedauert Federau.

Kaum Einschränkungen
50 Zuschauer waren in der Halle erlaubt, in erster Linie fanden Familienangehörige Zutritt. Ansonsten findet die 25-Jährige, „sieht man Corona in der Schweiz relativ entspannt“. Einschränkungen gab es außer dem Verzicht auf die Fans kaum. Getestet wurde bei den Frauen – im Gegensatz zu den Männern – nicht.
Komisch, so die Schutterwälderin, sei aber die Situation beim Grenzübertritt zu Training und Spielen gewesen, als in Deutschland Ausgangssperre herrschte. Aber da hatte Miriam Federau, die mit drei deutschen Teamkolleginnen eine Fahrgemeinschaft bildete, das Gefühl, „dass es weder die deutschen noch die Schweizer Grenzbeamten interessierte“.

Coole Erfahrung
Doch das ist vorbei – in jeder Hinsicht. Jetzt ist erst mal Schluss mit Handball. Die Schweiz sei eine coole Erfahrung gewesen, „die ich jederzeit wieder machen würde“, so Federau, „doch jetzt will ich erst mal nichts machen“. Der Leistungssport über einen langen Zeitraum hat Spuren hinterlassen, das Privatleben soll nun im Vordergrund stehen. Da auch das Studium derzeit nur online läuft, hält sie sich meist wieder in der Heimat auf.

Zeit ohne Verpflichtungen
Logisch, dass man beim TuS Schutterwald um die erfahrene Torhüterin baggert. Es ist ihr Heimatverein, in dem im Grunde die ganze Familie schon mal den Ball in die Hand genommen hat. Papa Roland war einst selbst Torhüter, dann Jugendtrainer und wegweisend für den Weg der zweitgeborenen seiner drei Töchter. Julia, die älteste, spielt in der zweiten Mannschaft, Emily, die jüngste, in der Oberliga-Mannschaft. „Der TuS ist sicherlich der einzige Verein, der für mich noch infrage käme“, gibt Miriam Federau zwar zu – wiegelt aber (noch) ab: „Ich brauche jetzt erst mal Abstand, zumindest will ich auch nicht mehr vier, fünf Mal trainieren“, hat sie für sich entschieden und will nun die Zeit ohne Verpflichtungen genießen: „Ich will nichts zusagen, bevor ich feststelle, dass ich eigentlich gar keinen Bock mehr habe.“

Vielleicht kommt aber mit der Rückkehr des Amateursports in die Halle die Lust auf Handball zurück.

 

Quelle: handball-server.de
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