Interview von 77sport mit Selina Margull

Selina Margull ist 19 Jahre alt, spielt für den Aufsteiger in der Südbadenliga und ist unser heutiger Gast bei „2 Minuten – das Handball-Interview”.

77: Hallo Selina! Dein letztes Jahr war extrem erfolgreich: Du hast nicht nur mit dem TuS Schutterwald die Meisterschaft in der BW-Oberliga der A-Mädchen gewonnen, sondern warst auch Teil des Teams von Drittligameister Red Sparrows HSG Freiburg. Ist das in der Vorbereitung auf die neue Saison noch im Kopf oder fängt man da von vorne an?

SM: Natürlich war die letzte Saison etwas ganz Besonderes, gerade das Erreichen der Jugend-Bundesliga und der Aufstieg in die 2. Bundesliga waren besondere Ereignisse! Aber jetzt ist das erst mal aus dem Kopf. Mit einer neuen Mannschaft und einem total anderen Spielsystem muss ich mich auch erst mal umstellen und anpassen.

77: Du wirst diese Saison nicht im Zweitligateam in Freiburg auflaufen, sondern in der Südbadenliga für Deinen Heimatverein TuS Schutterwald. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

SM: Ich hab’ nun im September mein Studium begonnen, auf welches ich mich erstmal konzentrieren möchte. Leider werde ich mit dem Handball nie mein Leben finanzieren können, weshalb es für mich sehr wichtig ist, ein gutes Studium zu absolvieren. Natürlich war es keine leichte Entscheidung, aber ich habe mich aktuell für die „berufliche Karriere“ entschieden, bei der es schwer ist, nebenbei noch 2. Liga zu spielen.

77: Im TuS gab es letzte Saison neben Eurem Triumph noch vier weitere Meisterschaften im Seniorenbereich zu verzeichnen. Spürt man im Verein den Aufschwung und die Euphorie oder überwiegt die Vorsicht und der Respekt vor dem Klassenerhalt?

SM: Die Euphorie am Ende der Saison war wirklich wahnsinnig groß! Gerade auch der Nachwuchsbereich hat gezeigt, dass viel Potential darin steckt. Ich glaube aber, dass gerade bei der 1. Herren Mannschaft der Respekt vor der neuen Liga groß ist – gerade bei der personellen Situation. Bei der Damenmannschaft ist die Euphorie natürlich auch groß und ich hoffe, dass wir mehr Aufmerksamkeit bekommen als die letzten Jahre, auch wenn die Herren nun Oberliga spielen!

77: Ihr als erste Damenmannschaft seid zwar erst letzte Saison aufgestiegen, aber viele trauen Eurem Kader in der neuen Saison einiges zu. Was sind Eure Ziele als Team?

SM: Ich finde, dass man die Ziele nicht zu hoch setzen sollte. Wir sind eine wahnsinnig junge Truppe, die zwar viel Potential hat, aber die Leistung auch erst mal auf das Feld bringen muss. Ich persönlich kann auch das Niveau der Liga nicht einschätzen. Eine Zielsetzung von Trainer oder Verein gibt es nicht. Wir wollen zeigen, dass wir guten Handball spielen können und dann wird man sehen, was die Saison bringt.

77: Wie läuft es in der Vorbereitung?

SM: In letzter Zeit hatten wir keine besonders gute Trainingsbeteiligung, da viele in Urlaub sind und das erschwert das Training natürlich. Ich denke aber, dass wir mit unseren Testspielen einigermaßen zufrieden sein können, gerade gegen Schenkenzell haben wir eine solide Leistung gezeigt und ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind.

77: Auf welcher Position sehen wir Dich diese Saison, Linksaußen oder auf der Mitte?

SM: Ich würde mich freuen, wenn ich auch ab und zu auf Linksaußen spielen darf, aber ich freue mich wahnsinnig wieder auf Mitte spielen zu dürfen und das Spiel zu lenken!

77: Du bist eins der hoffnungsvoll beobachteten jungen Aushängeschilder des weiblichen Handballs der Region. Wie war das die letzten Jahre für Dich? Hast Du Druck verspürt, es in SHV-, BW-, oder DHB-Kader zu schaffen oder war das für Dich immer nur zwangsfreier Bonus?

SM: Ehrgeizig war ich schon immer, deshalb wollte ich vor allem für den SHV immer schon spielen, als ich dann für die Nationalmannschaft gesichtet wurde war das schon eher ein Zusatz, damit hätte ich nicht gerechnet! Natürlich denken alle immer „So eine Ehre in der Auswahl zu spielen“ – das war es auf alle Fälle! Aber es gab auch weniger leichte Zeiten, gerade die vielen Lehrgänge mit dem DHB haben das Schulleben nicht einfacher gemacht. Und natürlich „litt“ auch das Privatleben darunter. Trotz allem waren es wahnsinnig schöne Jahre, die ich mit Sicherheit nicht vergessen werde und die auch mich persönlich sehr geprägt haben! Druck gehört zum Sport dazu, weshalb man da mit den Auswahlen früh hinein wächst. Trotz allem spürt man den Druck fast dauerhaft, gerade wenn die Zuschauer eine hohe Erwartungshaltung haben…

77: Wenn Du Dir eine Spielerin aussuchen dürftest – wer würde dann nächste Runde neben Dir im roten Trikot auflaufen?

SM: Das ist schwierig… da gibt es echt viele! Aber Nadine Czok wäre natürlich super. Ich könnte auf der Spielmacher-Position noch Einiges von ihr lernen und wir hätten eine wurfgewaltige Rückraumspielerin im Team, was uns zur Zeit noch ein wenig fehlt. Ihre Abwehrarbeit ist auch wahnsinnig gut, da wäre sie auch eine große Unterstützung.

77: Danke für Deine Zeit und viel Erfolg in der neuen Saison!