3. Liga – der helle Wahnsinn!

Die Oberliga-Frauen des TuS Schutterwald machen mit dem 40:36-Erfolg gegen den ehemaligen Drittligisten TV Möglingen vor über 400 Zuschauern den Aufstieg perfekt.

In der Stunde des Triumphes rang Nicole Wolber nach Worten. ,,Es ist der Wahnsinn. Die Mädels schreiben gerade Vereinsgeschichte“, konnte die Abteilungsleiterin für den weiblichen Bereich des TuS Schutterwald kaum begreifen, was sich abgezeichnet hatte und seit Samstag, 19 Uhr, Fakt ist: Die Frauen des TuS Schutterwald spielen kommende Saison in der 3. Liga. Über 400 Zuschauer waren zum Spitzenspiel in die Mörburghalle gekommen und sahen den 40:36-Erfolg gegen den ehemaligen Drittligisten TV Möglingen, der sich selbst noch Chancen auf den zweiten Aufstiegsplatz ausrechnet.

Last abgefallen

In der Halle stiegen rote und weiße Luftballons auf, draußen zündete der Fan-Klub aus dem vorderen Kinzigtal um Fußballer Lars Bischler Pyrotechnik, die die Luft rot färbte. Bischler-Freundin Marie Lipps gab derweil zu. ,,Es ist eine Last von uns gefallen. Endlich ist es passiert. Es ist nun nicht mehr so, dass wir aufsteigen wollen. Wir sind es jetzt“, freute sich die Kreisläuferin, die vor zwei Jahren von der HSG Freiburg zu ihrem Heimatverein zurückgekommen war. Überglücklich sagte die 23-Jährige: ,,Am schönsten ist es, diesen Aufstieg zu schaffen mit Leuten, mit denen man schon in der Jugend gespielt hat.“
Schon zwei Jahre vor Lipps war Selina Margull von Freiburg nach Schutterwald zurückgekehrt. Die Spielmacherin, erst am Freitag nach einem dreiwöchigen USA-Aufenthalt wieder auf deutschem Boden gelandet, betonte die Entwicklung der Mannschaft. ,,Am Anfang waren wir komplett zusammengewürfelt. Aber wir haben gekämpft und sind zusammengewachsen. Der Aufstieg ist der Lohn. Jetzt fällt alles ab.“

Dominanz nach der Pause

Vor dem großen Triumpf musste das Team noch mal kämpfen. Nervosität auf der einen und ein starker Gegner auf der anderen Seite sind nicht immer von Erfolg gekrönt. So lagen die Gastgeberinnen fast die komplette erste Hälfte in Rückstand, weil sie vor allem in der Abwehr keinen Zugriff fanden. Das mit dem anfänglichen Rückstand ist für die Schutterwälderinnen indes kein Neuland. Meist drehen sie ihre Spiele nach der Pause – so auch am Samstag, als das Team die zweiten 30 Minuten dominierte. Beim 29:24 (40.) war eine Vorentscheidung gefallen. Selbst sieben Zeitstrafen in den letzten 13 Minuten (keine einzige in diesem Zeitraum für den Gegner) ließen den 40:36-Sieg nicht mehr in Gefahr geraten.

Neues Level

,,Die Mädels bekommen es immer wieder hin“, freute sich Trainerin Beate Czok, mit Sekt und Bier frisch ,,geduscht“. Die Lörracherin, vor Saisonbeginn gekommen, hatte die Arbeit ihres Vorgängers Jochen Baumann weitergeführt und die Mannschaft – auch dank guter Neuzugänge – auf ein neues Level gebracht. ,,Wir hatten das obere Drittel angepeilt. Die 3. Liga war eigentlich nie das Ziel“, zeigte sich Czok vom Saisonverlauf überrascht, zumal einige Ex-Drittligisten das Niveau der Liga gewaltig anhoben. Doch mit ihrer Tochter Nadine, die am Samstag ein ganz starkes Spiel machte, und Vivienne Quennet hat der Rückraum enorm an Wurfkraft gewonnen, junge Neuzugänge wie Milena Muttach und Lisa Greiner deutliche Fortschritte gemacht.

Gänsehaut-Moment

Überglücklich war am Samstag auch Nadja Kaufmann. Die 20-Jährige, die mit dem Handball beim HC Hedos Elgersweier begonnen hat, noch in der Jugend nach Schutterwald gewechselt war, zuletzt drei Jahre in Steinbach/Kappelwindeck spielte und seit einem Jahr wieder beim TuS auf dem Feld ist, sprach von einem Gänsehaut-Moment. ,,Mit dem Heimatverein so einen Erfolg zu erreichen, ist der Wahnsinn.“ Die Tochter des in der Region bekannten ehemaligen Fußballspielers und Trainers Ralf Kaufmann, die derzeit an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen ihre Ausbildung absolviert, gab auch einen Einblick in die Erwartungshaltung der Spielerinnen: ,,Der Aufstieg ist nie kommuniziert worden. Doch insgeheim war jeder von uns klar: Wir wollen ihn.“

Zeitpunkt passt

Wie das mit dem Aufstieg in die 3. Liga ist, durfte Miriam Federau bereits mit der SG Steinbach/Kappelwindeck erleben. Auch die Torfrau ist über einen studienbedingten Abstecher in Konstanz und einem Handball-Engagement in der Schweiz, vor zwei Jahren zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt. Die 27-Jährige war in vielen Spielen große Rückhalt und schwärmte am Samstag: ,,Wir haben viele gute Einzelspielerinnen, die immer besser und zu einem klasse Team geworden sind.“ Dass man bereits im vergangenen Jahr den Drittliga-Aufstieg nur knapp verpasst hatte, fand Federau im Nachhinein gar nicht schlimm. ,,Dieses eine Jahr Oberliga war noch genau richtig.“

Erster Neuzugang

Seit Samstag ist auch der erste Neuzugang offiziell. Die hochveranlagte 20 Jahre alte Anita Sigloch, die aus Neuenbürg bei Pforzheim stammt, kommt von der HSG Freiburg. ,,Sie ist eine Allrounderin für den Rückraum und wird uns weiterhelfen“, ist Nicole Wolber überzeugt. Gerne hätte sie noch weitere Neuzugänge. ,,Der Kader ist dünn, doch für die 3. Liga braucht es auch Niveau“, nennt die Abteilungsleiterin die Grundproblematik bei der Suche.

Schutterwald – Möglingen 40:36 (19:18)

Schutterwald: Federau, Kimmig 1; Oßwald, Kaufmann 10/2, Ernst 3, Muttach, Margull 5/2, Derr 3, Rieder 1, Czok 7, Greiner 2, Kovacs 1, Lipps 2, Quennet 5.

 

Quelle: handball.bo.de
Autor: Michaela Quarti
Bild: Faruk Ünver