Christoph Baumann: Im dritten Anlauf so gut wie nie
2015 stand Christoph Baumann vor dem Karriere-Aus. Doch der Ichenheimer kämpfte sich zurück. Jetzt feierte er mit dem TuS Schutterwald den Aufstieg in die Handball-Oberliga und einen persönlichen Triumph: Der 31-Jährige war in der vergangenen Saison der erfolgreichste Torschütze der Südbadenliga.
Gut, schmunzelt Christoph Baumann augenzwinkernd, sei er schon immer gewesen. Okay. Aber so gut wie in der gerade abgelaufenen Saison? »Schwer zu sagen. Aber das System beim TuS Schutterwald liegt mir einfach«, erklärt der beste Torschütze der abgelaufenen Saison in der Handball-Südbadenliga. Für Teamkollege Felix Heuberger ist dagegen klar: »Wir haben einen Christoph gesehen, der seine beste Leistung gebracht hat.«
Mehr als der klassische Torjäger
208/78 Tore hat Baumann erzielt, hinter Marc Müller (Helmlingen) war er zudem der zweitbeste Feldtorschütze. Der 31-Jährige ist Spielgestalter, auf halbrechts und auch halblinks flexibel einsetzbar und weit mehr als der klassische Torjäger. Sein Wurf ist nicht der härteste, aber platziert. Er ist nicht der Schnellste, dafür hat er ein geniales Auge. Er ist weder Rückraumshooter noch wirft er über die Abwehr. Er sucht den Nahkampf, »das macht es für den Torwart oft schwer«, glaubt er selbst. Dazu seine verdeckten Schlagwürfe – vor allem jedoch seine Pässe zum Nebenmann sind es, die Baumann noch mal in eine herausragende Position bringen.
»Klasse Mitspieler«
»Unsere Trainer setzen die Stärken von Christoph richtig in Szene. Dazu hat er klasse Mitspieler, mit denen er Druck aufbauen kann«, lobt Heuberger, und auch Baumann betont: »Wir haben eine spielstarke Mannschaft, das kommt mir entgegen.«
Lange gezögert
Als sich der Ichenheimer vor zwei Jahren zum Wechsel vom HTV Meißenheim nach Schutterwald entschied, hat er lange gezögert. Den Heimatverein verlässt man nicht leicht – und zuvor hatte er schon zweimal einen Anlauf in der Fremde unternommen.
2010 zum TV Willlstätt
2010 war Baumann als junger Spieler zum TV Willstätt gewechselt. In Meißenheim war er fast nur manngedeckt worden. »60 Minuten am Mittelkreis, das ist auf Dauer unbefriedigend«, fand er und wollte was Neues probieren. Doch eine Woche vor Saisonbeginn kugelte er sich die Schulter aus, eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft war direkt nach dem Ende der HRO für die Integration anschließend auch nicht gerade förderlich. Baumann ging nach einem Jahr zurück nach Meißenheim. Wenig später hat er bei den Kadetten Schaffhausen ein Praktikum im Rahmen seines Studiums (Sport- und Eventmanagement) absolviert, den ambitionierten Handball ein bisschen aus den Augen verloren.
2014 zur TGS Pforzheim
2014 folgte ein neuer Anlauf bei der TGS Pforzheim in der BW-Oberliga. Eine halbe Saison ging es gut. Mit vielen Spielanteilen, mit Weltmeister Andrej Klimovets als Trainer, der auf seinen Regisseur setzte, ihn das Spiel ins Rollen bringen ließ. Doch das Verletzungspech schlug wieder zu. Baumann brach sich das Radius-Köpfchen im Ellbogen. Die erste Diagnose lautete zwei, drei Monate Pause. Doch mit der anschließenden Reha kamen auch extreme Schmerzen.
»Keine gute Prognose
Bei einer erneuten Untersuchung die niederschmetternde Diagnose: sämtliche Bänder gerissen, dazu ein Knorpelschaden. Zwei Operationen folgten. In der einen wurden freie Gelenkkörper entfernt, in der anderen die Trizepssehne in den Ellbogen verpflanzt. »Ärztlicherseits gab es keine gute Prognose«, spricht Baumann über eine schwere Zeit.
19 Monate Pause
Der 31-Jährige, der in einer Handballer-Familie groß geworden ist und sich selbst als klassisches Hallenkind bezeichnet, hat dann seine Zelte in Pforzheim abgebrochen. Aufgeben wollte er so schnell aber nicht. Nach 19 Monaten folgte das Comeback beim HTV, danach eine »Probesaison«, und am Ende stand die Erkenntnis, es noch einmal höherklassig probieren zu wollen – diesmal beim TuS Schutterwald.
Teamplayer
»Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, ich bin aber mit offenen Armen aufgenommen worden«, sagt er heute und schwärmt vom Verein: »Alles ist professionell, aber auch familiär. Und dass wir als Mannschaft funktionieren und Spaß haben, sieht man auf dem Feld.« Mit Nico Baumann, seinem Cousin, und Karlheinz Wolpert habe man zudem zwei Trainer, die passen. »Eher kollegial, aber auch mal streng«, so Baumann, der seine Rolle als Teamplayer, die er kraft seiner Position auf dem Feld hat, auch außerhalb ausfüllt.
Gute Stimmung wichtig
»Für gute Stimmung sorgen und den Jungen im Team die Welt erklären«, nennt er im TuS-Vereinsheft seine Aufgaben. Die nimmt er ernst. »Christoph ist eine gute Stimmung wichtig, und für die sorgt er auch selbst«, lobt Heuberger, der ihn vor zwei Jahren vom Wechsel überzeugen konnte und sich nun freut: »Dass er nach seiner Verletzung noch mal so stark zurückkommt, hätte keiner erwartet.«
Quelle: Mittelbadische Presse
Autor: Miqua
Bild: handball-server.de
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