Der Teamgeist ist greifbar!

Martin Heuberger (58) ist Junioren-Bundestrainer im Handball und war von 2011 bis 2014 Bundestrainer der Männer. Für die Mittelbadische Presse kommentiert der Schutterwälder die Handball-WM.

Der Auftritt des Handball-Nationalteams bei der WM macht großen Spaß. Der Teamgeist ist sogar am Fernseher spürbar. Begeisternd ist nicht nur die makellose Bilanz mit fünf Siegen aus fünf Spielen, sondern wie gewonnen wird.

Am meisten überrascht mich der Angriff, der sehr flüssig läuft mit vielen Aktionen über die starken Kreisläufer Golla und Kohlbacher. Verantwortlich ist hauptsächlich Juri Knorr als Steuermann mit Vollstrecker-Qualitäten. Er ist unberechenbar mit genialen Überraschungsmomenten. Fehler bringen ihn nicht aus dem Tritt, er denkt sich: Solange mich der Trainer spielen lässt, mache ich einfach weiter. Auch Köster hat mit seiner Unbekümmertheit gegen Holland wichtige Akzente gesetzt. Ohnehin bildet er mit Golla unser Abwehr-Bollwerk, hinter dem die Torhüter sich auszeichnen konnten. Auf Rechtsaußen überzeugt Groetzki mit einer tollen Quote. Jetzt, wo ihm Alfred Gislason noch mal eine Chance gegeben hat, entwickelt er eine gute Kombination aus Reife und Unbekümmertheit.

Begeistert bin ich davon, dass jeder seine Rolle im Team kennt, diese akzeptiert und dann auch lebt. Sinnbildlich dafür steht Christoph Steinert, der nur ergänzend eingesetzt wird, aber voll da ist und seine Aufgaben in der Abwehr, aber auch im Rückraum und auf Rechtsaußen punktgenau erfüllt. Auch Paul Drux hat wenig Einsatzzeit, steht aber seinen Mann. Die Wurfeffektivität unseres Angriffs ist beeindruckend und zusammen mit Schweden die bisher beste im Turnier.

Zum Abschluss der Hauptrunde geht es gegen die starken Norweger zwar um den Gruppensieg, aber im Grunde um nicht viel, weil die potenziellen Viertelfinalgegner Frankreich und Spanien in etwa gleich und vor allem sehr stark sind. Es gilt, im Rhythmus zu bleiben und Kräfte einzuteilen.

Dann schlägt im Viertelfinale die Stunde der Wahrheit. Frankreich ist in der Breite sehr gut aufgestellt, hat aber bei den Torhütern nicht die absolute Weltklasse. Die Spanier haben mit Pérez de Vargas einen exzellenten Keeper. In der Abwehr wechseln sie zwischen 6-0 und 3-3. Letztere Variante lag uns in den letzten Jahren gar nicht. Doch die Spielintelligenz von Knorr oder im 7 gegen 6 sind richtige Waffen dagegen. Ich bin guten Mutes, dass wir das Viertelfinale überstehen.

 

Quelle: handball.bo.de
Bild: Ulrich Marx