Große Trauer um Edel-Fan Helmut aus Offenburg

Mit 79 Jahren ist am Wochenende Helmut Gerlitzki verstorben, der in den Sporthallen und den Fußballplätzen der Region als ganz besonderer Fan bekannt war. Fast jeder Sportverein im Umkreis von Offenburg hat eine Geschichte zu Helmut zu erzählen.

Es war kurz nach der Wende, als die Handballer des TuS Schutterwald zu einem Bundesligaspiel in Eisenach antraten. Helmut, der Edel-Fan aus der Heimat, war schon da und berichtete stolz von seinem Nachmittags-Ausflug. „Wir waren baff. Helmut war auf der Wartburg gewesen, die für uns damals noch weit weg war“, erinnert sich der damalige Kreisläufer und spätere Bundestrainer Martin Heuberger.

Bis zuletzt beim HC Hedos
Helmut, dessen Nachnamen Gerlitzki kaum einer kannte, war vor allem in Südbadens Sportarenen bekannt wie ein bunter Hund. „Im Sommer war er beim Fußball, im Winter beim Handball“, sagt Robert Plersch, der Vorsitzende des HC Hedos Elgersweier. Jenem Verein, dem Helmut bis zuletzt die Treue hielt. Noch beim letzten Heimspiel Mitte Dezember war er in der Halle. Am Wochenende ist der größte Fan des Ortenauer Sports im Alter von 79 Jahren verstorben.

Fast jeder Sportverein im Umkreis von Offenburg hat eine Geschichte zu Helmut zu erzählen. Wahrscheinlich war er zeit seines Lebens in jeder Halle, auf jedem Sportplatz der Region gewesen. Sogar aufs Siegerfoto des Offenburger FV nach dem südbadischen Pokalerfolg 1987 hat es Helmut geschafft – direkt vor Martin Wagner.

Aus Ostpreußen stammend
Helmut hatte kein leichtes Leben. In Ostpreußen geboren, sprang er schon in jungen Jahren dem Tod von der Schippe. Als eine Bombe einen Keller zerstörte, in dem Kinder Zuflucht gesucht hatten, war Helmut der einzig  Überlebende. Später ließ man ihn wegen Überfüllung nicht mehr auf die „Wilhelm Gustloff“. Die Geschichte ist bekannt. Das Flüchtlingsschiff wurde 1945 durch die Sowjets versenkt, mehr als 9000 Menschen kamen ums Leben.

Immer dabei: die Tröte. Helmut war unüberhörbar.

Helmut, von einer Behinderung gezeichnet, kam nach Offenburg. Am Stadtwald in Albersbösch hat er lange gelebt. „Am Freitag ist er ins ‚Feldschlössle‘, hat ‚Nudeln und Soß‘ bestellt und in der Zeitung die Sporttermine studiert“, weiß Plersch. Am Samstag und Sonntag hat er sich dann in Zug oder Bus gesetzt („Taxi ist teuer“) und die Vereine bei ihren Auswärtsspielen unterstützt. Immer dabei: die Tröte. Helmut war unüberhörbar. Heim ging es dann im Mannschaftsbus oder im Privatwagen eines Funktionärs oder Spielers.

Vor den Mannschaften da
Oft war er vor den Mannschaften da. Als die Jugend des TuS Schutterwald mal ein Spiel um die deutsche Meisterschaft in Leipzig bestritt, wuchsen im Bus die Zweifel, als man auf der Suche nach der Halle im Industriegebiet landete. Plötzlich tauchte Helmut am Straßenrand auf, allen war klar: „Hier sind wir richtig.“

Die letzten Jahre wurde die körperliche Beeinträchtigung bei Helmut, der 43 Jahre lang bis Ende 2000 bei „Uhl“ in Schutterwald gearbeitet hat, schlimmer. Zuletzt saß er im Rollstuhl – und dennoch: „Helmut war immer extrem fröhlich und zufrieden“, sagt Walter Häberle. Der Mann mit der Tuba beim HC Hedos Elgersweier holte Helmut im Vinzentiushaus, wo er inzwischen lebte, zu den Hedos-Spielen ab und brachte ihn wieder zurück.

„Bei Hedos durfte er nach den Heimspielen immer mit der Mannschaft essen. Da hat er sich wahnsinnig gefreut“, berichtet Häberle und erzählt von einer gemeinsamen Silvesterfeier in der Familie und einem viertägigen Urlaub im Herbst am Bodensee, zu dem er Helmut mitgenommen hat. „Wir waren im Zeppelin-Museum und sind mit dem Katamaran gefahren. Helmut war überglücklich. Denn er wollte auch mal Urlaub machen wie andere Menschen.“

Beerdigung
Die Beerdigung für Helmut Gerlitzki ist am Donnerstag um 13.30 Uhr auf dem Stadtfriedhof Weingarten in Offenburg.

 

Quelle: Mittelbadische Presse
Autor: Miqua
Bild: handball-server.de