Selina Margull: Aufstieg ist unser Anspruch

Die Frauen des TuS Schutterwald drehen das Spiel gegen Verfolger TG Nürtingen II nach 5:14 noch zum 22:22 und halten damit die ,,Pole Position“ in der Oberliga mit Blick auf die 3. Liga.

Konsternierte Gesichter gab es am Samstag nach 30 Minuten jede Menge in der Mörburghalle Schutterwald zu sehen. 5:14 lagen die heimischen TuS-Handballerinnen zurück gegen die TG Nürtingen II. Wann hatte es die seit Jahren erfolgsverwöhnten TuS-Ladies zuletzt so erwischt? Ratlosigkeit allenthalben, die nach weiteren 30 Minuten aber ungläubigem Staunen gewichen war. 22:22 hieß es am Ende vor rund 300 Zuschauern im Spitzenspiel. Die Schutterwälderinnen hielten damit als Tabellenführer (22:4 Zähler) ihren Vorsprung von drei Punkten und sicherten sich im Kampf um zwei Aufstiegsplätze in die 3. Liga auch den direkten Vergleich gegen die Zweitliga-Reserve aus Nürtingen (19:7 Punkte).

,,Wir waren in der ersten Hälfte völlig von der Rolle“, hielt Spielführerin Selina Margull nach den 60 abwechslungsreichen Minuten fest und rätselte danach genau wie ihre Trainerin. ,,Wir hatten gut trainiert, waren gut eingestellt. Diese erste Hälfte kann ich mir nicht erklären“, sagte Beate Czok nach dem Spiel.

Nur fünf Tore vor der Pause

0:4 nach sieben Minuten, das erste Tor zum 1:4 nach knapp zehn Minuten, 3:12 nach 21 Minuten. Nichts ging. Mit vielen Fehlern ermöglichten es die Gastgeberinnen, dass sich Nürtingen absetzen konnte. Vor allem der Angriff brachte kaum was zustande, zu viele Pässe kamen nicht an. ,,Und die Torwürfe waren keine Torwürfe“, konstatierte Czok. Von fünf Toren in Halbzeit eins waren zwei Siebenmeter. Zwei weitere wurden vergeben.

Wie rüttelt man in der Pause dann eine Mannschaft auf, die fast hoffnungslos zurückliegt? ,,Nicht mit anbrüllen“, lachte Czok und sprach auch für Co-Trainer David Körkel: ,,Wir haben den Spielerinnen aufgezeigt, wo ihre Stärken sind, dass sie die einbringen müssen.“

Abwehr steigert sich

Vor allem war man nach der Pause sofort präsent, schaltete bei Ballverlusten von Nürtingen schnell um. Milena Muttach etwa gelangen in ähnlicher Manier in kurzer Folge drei Treffer. Schutterwald verkürzte auf 11:16 (38.), die Halle war nun da. ,,So eine Stimmung hatten wir noch nie“, freute sich Margull über den stimmgewaltigen Fanklub aus dem vorderen Kinzigtal.
Nürtingen war nun mehr und mehr verunsichert. Im Angriff lief der Ball bei den Gästen nicht mehr so flüssig wie noch in Hälfte eins, zudem scheiterten sie immer häufiger an TuS-Torfrau Miriam Federau, die Fels hinter einer immer besser werdenden Abwehr war. Die Körpersprache war nun eine ganz andere, und im Angriff klappten die Übergänge. Beim 20:20 (52.) war erstmals überhaupt im Spiel der Gleichstand geschafft. Letztlich wäre sogar noch ein Sieg möglich gewesen, doch angesichts des Spielverlaufs war man am Samstag nach dem 22:22 auch mit einem Punkt zufrieden. ,,Ob es ein verlorener oder gewonnener Punkt war, wird man noch sehen“, wusste Czok nach dem Spiel das Remis noch nicht richtig einzuschätzen.

Ziel 3. Liga

Noch vor der Partie hatte die Mannschaft ganz klar das Ziel 3. Liga ausgegeben und sich damit vielleicht auch ein bisschen unter Druck gesetzt. Doch nicht nur Selina Margull findet, ,,dass es jetzt falsch wäre, so zu tun, als wollen wir gar nicht hoch“. Denn, so die U17-Europameisterin von 2017 selbstbewusst: ,,Unser Anspruch ist der Aufstieg. Am besten als Meister.“
Dass der Weg noch lang ist, zeigte sich am Samstag, doch er könnte schwieriger sein. Nur noch vier Auswärtsspiele hat das Team zu bestreiten, darf noch sieben Mal in eigener Halle antreten. Dennoch will Beate Czok den Ball flach halten. ,,Jedes Spiel muss erst mal gespielt werden. Oben ist man der Gejagte. An diese Rolle muss man sich erst gewöhnen.“

Drei Wochen haben sie Zeit, dann geht es am 28. Januar in der Mörburghalle gegen Schlusslicht SG Heidelsheim/Helmsheim weiter.

Schutterwald – Nürtingen II 22:22 (5:14)

Schutterwald: Federau, Kimmig (15.-30.); Kaufmann 5/1, Ernst 1, Muttach 4, Margull 2, Derr, Rieder, Czok 6/1, Greiner, Kovacs 1, Lipps 2, Quennet 1.

 

Quelle: handball.bo.de
Autor: Michaela Quarti
Bild: Christoph Breithaupt