Steffen Dold: Der Sprung ins kalte Wasser

Der Handballer Steffen Dold war zuletzt wie die meisten Amateursportler im mentalen Tief. Kein Mannschaftstraining, kein Wettbewerb. „Dabei lieben wir den Wettkampf“, bedauert der Torwart des Oberligisten TuS Schutterwald und gibt zu: „Es ist schwer, ohne Ziel zu trainieren.“

Immer Lust auf Handball
Doch mitten im Lockdown ergab sich für den 33-Jährigen unerwartet die Chance, beim TV Willstätt auszuhelfen, nachdem sich Josip Kvesic und Leon Sieck verletzt hatten. Von zwei Wochen war zunächst die Rede. „Besser als daheim im Keller zu trainieren. Und Lust auf Handball habe ich immer“, sagte sich Dold. Und dann ging es schnell. Kvesic ist zwar wieder zurück, doch die Genesung von Sieck (Schambeinentzündung) zögert sich hinaus, so ist mittlerweile klar: Dold wird dem Drittligisten bis Ende der Aufstiegsrunde zur Verfügung stehen.

Vier Monate Pause
Am Samstag hatte der Schutterwälder seinen ersten Pflichtspieleinsatz für den TV Willstätt bei der 27:29-Niederlage beim TuS Dansenberg. TVW-Trainer Ole Andersen bestätigte dem Neuen bei seinen beiden Einsätzen (20 bzw. 10 Minuten) eine „ordentliche Leistung“. Unzufrieden war auch Dold selbst nicht. „Es war mein erstes Spiel seit acht Jahren auf Drittliga-Niveau“, erinnert der ehemalige Torwart der SG Herrenberg, der aus der Nähe von Tübingen stammt, seit fünf Jahren in der Ortenau lebt und beim Daimler-Konzern in Sindelfingen als Ingenieur arbeitet. In der ersten Hälfte hatte er mit guten Paraden seinen Anteil daran, dass der TVW nur mit einem Tor Rückstand in die Pause ging, sein Einsatz in der zweiten Hälfte fand der ehrgeizige Torwart selbst „nicht ganz so glücklich“. Allerdings: „Man muss schauen, wo ich herkomme. Da kann man von mir nicht erwarten, dass ich den TVW in die 2. Bundesliga halten werde.“

Ball hat eine andere Geschwindigkeit
Wunderdinge darf man allein deswegen schon nicht erwarten, weil Dold vier lange Monate in keiner Handballhalle mehr gewesen ist, sich stattdessen nicht nur beruflich, sondern auch sportlich im Homeoffice fit halten musste. „Doch handballspezifische Dinge lassen sich im Lockdown nur schwer trainieren“, sagt Dold. Zwar hat er sich zu Hause in Renchen schon mal Gewichte an die Beine gebunden und die seitlichen Torwartübungen gemacht, „doch es war zäh und hat mit dem eigentlichen Torwartspiel nicht viel zu tun. Dazu kommt, das der Ball in der 3. Liga eine ganz andere Geschwindigkeit hat“, gibt der 33-Jährige zu bedenken. Insofern sei seine Premiere beim TV Willstätt ein Sprung ins kalte Wasser gewesen. „Und dann wurde der Kopf auch noch nach unten gedrückt“, drückt Dold die Herausforderung bildlich aus.

Noch Steigerungspotenzial
Am Samstag stellt sich mit der HSG Krefeld Niederrhein der Topfavorit in der Hanauerlandhalle vor, der sich bei seinem 27:26-Erfolg gegen die HSG Hanau allerdings mühen musste. Noch tut sich Steffen Dold schwer, die Situation einzuschätzen, für sein Team sieht er aber durchaus Steigerungspotenzial. Schon in Dansenberg wäre mehr drin gewesen. „Im Endeffekt ist es so: Wenn wir einen Ball mehr halten und vorne zwei Chancen mehr reinmachen, gewinnen wird.“

Leon Sieck nichts wegnehmen
Persönlich versucht er nun, so viel wie möglich mitzunehmen. Auch wenn sein Engagement zeitlich begrenzt ist, fühlt er sich beim TVW nicht als Fremdkörper. Auch weil die Rollen klar verteilt sind. „Ich will ja Leon Sieck nichts wegnehmen“, sagt Dold. Denn im Sommer wird er zum TuS Schutterwald zurückkehren. Und der Oberligist kann von einem Torwart, der wieder im Wettkampf steht, letztlich nur profitieren.

 

Quelle: handball-server.de
Bild: ©Peter Heck