TuS Schutterwald mit einem kühlen Kopf

700 Zuschauer, eine umstrittene frühe Rote Karte und eine hitzige Atmosphäre: Das waren die Zutaten zu einem echten Derby am Freitag in der Mörburghalle. Am Ende behielt der TuS Schutterwald mit 27:23 (12:10) die Oberhand, Verlierer HGW Hofweier bleibt aber mit zwei Spielen und vier Pluspunkten mehr Tabellenführer der Handball-Südbadenliga.

Nur 4:45 Spielminuten dauerte es am Freitagabend, bis das Derby emotional richtig Fahrt aufgenommen hatte. Da erhielt Gäste-Akteur Steffen Stocker die Rote Karte bei einer Aktion gegen Tim Heuberger. Das Schiedsrichter-Duo Martin Jehle, der neue Schiri-Lehrwart des Bezirks, und Manuel Kirchner (beide SG Schenkenzell/Schiltach) hatten einen Ellbogen von Stocker wohl an einer Stelle gesehen, an der er nichts zu suchen hat. Für Michael Bohn war es eine Fehlentscheidung und die entscheidende Szene: »Da haben wir unseren Kreisläufer und unseren Abwehrchef verloren. Das hat uns das Genick gebrochen«, klagte der Gäste-Coach.

Starke Torhüter
Fortan hatte sich eine Partie entwickelt, die von starken Torhütern geprägt war. Raphael Herrmann bzw. Nebojsa Nikolic zeigten sich von ihrer besten Seite. Bis zum 3:3 (9.) hielt Hofweier den Gleichstand, danach hatte Schutterwald die Nase vorn – mit einer Differenz von ein bis drei Toren. Der Rückraum der Gastgeber war am Freitag durchschlagskräftiger, obwohl TuS-Torjäger Christoph Baumann nicht seinen besten Tag hatte, Andi Bachmann krankheitsbedingt wenig zum Einsatz kam und mit Felix Zipf der Linkshänder im rechten Rückraum fehlte. Dafür war Tim Heuberger zur Stelle – und Philipp Harter. Der 18-Jährige zeigte einen mutigen und klasse Auftritt, übernahm Verantwortung und traf aus der zweiten Reihe. Und was Kreisläufer Rene Wöhrle seit Wochen hinten wie vorne abliefert, ist erste Sahne. »Unsere Abwehr stand heute nicht so gut«, musste Michael Bohn zugeben, »und im Angriff haben wir es nicht geschafft, die TuS-Abwehr in Bewegung zu bringen. So mussten wir viele schlechte Würfe nehmen.«

Hofweier im Positionsangriff im Griff
In der Tat hatten die Schutterwälder den Gegner im Positionsangriff im Griff. »Wir haben gewusst, wie wir die Hofweierer Abwehr auseinanderschachteln können. Und das hat funktioniert«, freute sich TuS-Coach Nico Baumann. Doch phasenweise wurde zu schnell der Abschluss gesucht, dadurch Hofweier Kontertore ermöglicht. »Das war sicherlich nicht à la bonne heure«, gab Baumann zu.

Sechs gegen drei
In Durchgang zwei dominierte weiterhin der TuS Schutterwald. Moritz Pilsitz brachte sein Team in der 38. Minuten erstmals mit vier Toren in Front (18:14). Doch der HGW, bei dem der lange verletzte Neuzugang Robin Dittrich Premiere feierte, kam heran auf 17:19 (47.) und verlor dann die Nerven. Gleich zwei Akteure mussten gleichzeitig für zwei Minuten vom Feld. Schutterwald behielt in der hitzigen Atmosphäre kühlen Kopf: Philipp Harter netzte zum 20:17 für den TuS ein, Tim Heuberger wenig später zum 21:17. Und dann flog noch mal einer von Hofweier vom Feld. Kurzzeitig war das Spielerverhältnis 6:3 auf dem Feld.

Zeitstrafen nach Meckern
Auffallend beim HGW: Einige der insgesamt neun Zeitstrafen (Schutterwald hatte vier) erfolgten nach Meckereien, auch Michael Bohn hielt sich von Beginn an nicht zurück, hatte schon in der ersten Hälfte eine Verwarnung kassiert. »Wir haben uns von den Schiris extrem benachteiligt gefühlt«, rechtfertigte Michael Bohn später ein Auftreten, das nicht wenige Zuschauer als »disziplinlos« empfanden.

Als Hofweier wieder komplett war, hieß es 23:19 für Schutterwald, wenig später 25:20 (53.). Stark war, wie sich der TuS ins Spiel gekämpft hat, wie man bis zuletzt die Möglichkeiten suchte. »Wie die Mannschaft immer weiter Chancen kreiert hat, wenn eine vertan war, hat mir sehr gut gefallen«, lobte Baumann. Der Coach war nach dem 27:23-Sieg jedenfalls zufrieden: »Wir haben das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten. Leider haben wir zu viel verworfen«, fand der Coach nach dem besten Saisonheimspiel seiner Mannschaft aber noch einen kleinen Kritikpunkt.

HGW nun in Altenheim
Kollege Michael Bohn ärgerte sich dagegen: »So einfach wie heute war es vielleicht noch nie, in Schutterwald zu gewinnen. Wir haben aber zu viele Fehler gemacht und es nicht geschafft, unser Potenzial abzurufen.« Schon am Freitag wartet auf Hofweier in Altenheim das nächste Derby, Schutterwald muss am Sonntag bei Schlusslicht Waldkirch/Denzlingen antreten.

Schutterwald – Hofweier 27:23 (12:10)
Schutterwald:
Herrmann, F. Heuberger (ein 7-m); Wöhrle 4, T. Heuberger 5, Bachmann 1, Huck, Erlenwein 1, Möschle 2, Baumann 2/1, Pilsitz 1, Harter 11/7, Seigel, End, Heintz.
Hofweier: Nikolic (bis 51.), Knuth (ab 52.); Neff 1, T. Stocker, Wildt, St. Stocker, F. Herzog 3, Barbon 1, Schade 3, M. Herzog 5/3, Vucetic 2, Kunde 6/2, Einloth 2, Dittrich.
Disqualifikation: End (47.), Erlenwein (60.) – St. Stocker (4.)

Quelle: Mittelbadische Presse
Autor: miqua
Bild: handball-server.de
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